Legal Outsourcing: Interim Jurist:innen für Engpässe in der Anwaltskanzlei

Veröffentlicht von Anne am

Geschäftsmann in Meeting lächelt in Kamera

Ob Volljurist:innen, Wirtschaftsjurist:innen, Patentanwält:innen oder Master of Law (LL.M.): Eine reguläre Festanstellung, Sicherheit und Konstanz klingen für die einen genau richtig. Je nach persönlicher Einstellung und Lebenssituation können Ungebundenheit und Flexibilität für andere allerdings wichtiger sein. Statt klassischer Karriere als Syndikus beispielsweise, mit mehreren Stationen in einem Unternehmen, lernen Interim Jurist:innen verschiedene Branchen, Konzernstrukturen und Unternehmenskulturen kennen, ohne sich längerfristig zu binden.

Die flexible Arbeitsweise hat weitere Vorteile: Neben Autonomie und langfristiger Ungebundenheit sammeln flexible Projektjurist:innen Erfahrungen in vielfältigen Themenfeldern, Know-How und Kontakte. Die Vorteile liegen auf der Hand, doch wo gibt es Bedarf? Wer sucht freiberufliche Juristinnen und Juristen und wofür?

Einsatzfelder für Interim Jurist:innen

Spezielle Herausforderungen verlangen gelegentlich nach Spezialist:innen. Je nach Schwerpunkt und Kompetenz unterstützen sie bei verschiedenen Aufgaben, vielleicht in schwierigen Situationen, überbrücken Engpässe oder begleiten Projekte mit ihrem Spezialwissen.

Deshalb sind festangestellte Jurist:innen für Unternehmen nicht immer die Lösung. Für spezielle Projekte engagieren insbesondere große Konzerne gerne Syndici auf Zeit: Legal Interim Manager begleiten beispielsweise Mergers & Acquisitions, Compliance-Prozesse oder Vertragsverhandlungen und arbeiten rein projektbezogen als Berater für einen bestimmten Zeitraum. Ein Beratervertrag regelt die Rahmenbedingungen zwischen Anwalt oder Anwältin und dem Unternehmen als Auftraggeber.

Externe Compliance-Beauftragte

Für Unternehmen hat das Legal Process Outsourcing unter anderem den Vorteil, das Haftungsrisiko bei schwierigen Rechtsfragen auszulagern zu können. Auch die nötige Distanz externer Rechtsberater:innen zum Unternehmen kann erwünscht sein, beispielsweise wenn es um Compliance-Aufgaben geht. Weder sind externe Compliance-Beauftragte betriebsblind, noch müssen sie befürchten, sich bei Kollegen unbeliebt zu machen.

Auch zur Einrichtung einer internen Meldestelle für Hinweisgeber:innen im Rahmen des Hinweisgeberschutzgesetzes dürfen Unternehmen externe Dienstleister beauftragen, also beispielsweise Rechtsanwält:innen. Sie gelten dem Gesetz nach als interne Meldestelle.

Die Hemmschwelle, Missstände zu melden, ist für Whistleblower unter Umständen deutlich niedriger, wenn sie sich an unternehmensfremde Dienstleister wenden können. Für kleinere und Unternehmen mittlerer Größe (KMU) mag eine ausgelagerte Meldestelle zwar mit höheren Kosten verbunden sein, dafür reduziert sie den internen Aufwand. Und letztlich verursacht ein konsequentes Vorgehen gegen Korruption und Verstöße langfristig wahrscheinlich geringere Kosten als die Schäden, die Missstände anrichten.

Externe Rechtsabteilung

Für KMUs oder Start-ups lohnt sich unter Umständen keine eigene Rechtsabteilung. Bestimmte Aufgaben oder Standardtätigkeiten an freiberufliche Jurist:innen auszulagern, zum Beispiel  die Prüfung von Liefer-, Arbeits-, oder Mietverträgen, ist dann eine schlanke Lösung. Auch sich bei speziellen Rechtsproblemen, für die inhouse keine Expertise besteht, projektbezogen Unterstützung durch externe Rechtsberater zu holen, zum Beispiel für gewerblichen Rechtsschutz, kann sich lohnen.

Engpässe überbrücken

In Kanzleien können Interim Jurist*innen bei längeren Vakanzen einspringen, wie einer Elternzeitvertretung, bei plötzlicher Kündigung oder längerer Krankheit. Für die Kanzlei hat der zeitlich begrenzte Einsatz den Vorteil, relativ kurzfristig Engpässe überbrücken zu können, ohne Mandate ablehnen zu müssen.

Interim Jurist:innen können bei Peaks, zur Bearbeitung großer Mandate oder bei einer Häufung von Mandatsanfragen hinzugezogen werden.

Selbständige Rechtsanwält:innen haben auch die Möglichkeit, als freie Mitarbeiter:innen Geld mit anwaltlichen Rechtsdienstleistungen zu verdienen, zum Beispiel mit telefonischer Rechtsberatung. Ein großer Vorteil dieser Nebentätigkeit ist die zeitliche Flexibilität.

Natürlich sollten Sie in jedem Fall über ein paar Jahre Berufserfahrung verfügen, entweder als selbständiger Anwalt oder selbständige Anwältin, in einer Großkanzlei oder der Rechtsabteilung eines großen Unternehmens. Personalvermittlungen, die auf Jurist:innen spezialisiert sind, legen Wert auf hochqualifizierte und erfahrene Kandidaten.    



Anne

Anne

Anne hat Medien- und Wirtschaftswissenschaften studiert und in verschiedenen Print- & TV-Redaktionen gearbeitet, für Produktionsfirmen und als Producer. Bei der DAHAG schreibt sie unter anderem Online-Ratgeber zu diversen juristischen Themen.

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